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Jesus als Ganzhingabe im Herzen jeder Berufung

Vater François-Xavier Durrwell, C.Ss.R.

Geboren am 26. Januar 1912 in Soultz, Oberrhein. Nach Abschluss seiner Gymnasialbildung in den kleinen Seminaren der Redemptoristen im Elsass und in der Schweiz, tritt er am 8. September 1931 in den Redemptoristenorden ein und erhält die Priesterweihe am 2. August 1936. Ab Herbst 1937 studiert er an der Gregorianischen Universität und am Bibelinstitut in Rom. 1950 veröffentlicht er ein Buch, das seine Zeit geprägt hat und richtungweisend für sein ganzes Werk war: "La Résurrection de Jésus, mystère de salut" (Die Auferstehung Jesu, Erlösungsgeheimnis). Seine Erkenntnisse auf dem Gebiet der Fundamentaltheologie kommen in all seinen Veröffentlichungen und zwar "l'Eucharistie" (die Eucharistie), "L'Esprit Saint de Dieu" (Der Heilige Geist Gottes), "Le Père" (Der Vater), sowie in seiner zuletzt erschienenen Schrift, einer Synthese seines Werkes "Christ notre Pâque" zum Ausdruck.
Marcel Van wusste, dass er von Gottes Gnaden ein Opfer der göttlichen Liebe geworden war. In seinen Schriften gibt er sich 45mal diesen Titel. Siebenmal gibt er genau an, dass er ein Brandopfer ist. Er gebraucht das griechische Wort "Holocaust", das bedeutet, dass das Liebesopfer ganz vom Feuer verzehrt wird. Der von Van gebrauchte Ausdruck "Opfer" nähert sich diesen Bezeichnungen an.

 

Hier drängt sich eine Klärung der Sprache auf. Im jetzigen Sprachgebrauch ist diesen Ausdrücken eine negative Bedeutung beigemessen, weil sie verbunden werden mit Ausübung von Gewalt und Zerstörung. Es ist die Rede von Opfern der Ungerechtigkeit, des Hungers, des Krieges, von "geopferten Generationen". Im 20. Jahrhundert wurde der an den Juden verübte Völkermord mit dem Wort "Holocaust" bezeichnet. In Vans Schriften sind diese Ausdrücke nicht in diesem negativen Sinn zu verstehen. Er entnimmt diese Begriffe dem Wortschatz und kulturellen Hintergrund der Bibel. Das Opfer ist im Alten Testament das Gott dargebrachte Objekt oder Tier, im Neuen Testament die Gott dargebrachte Person. Der hl. Paulus schreibt:"Angesichts des Erbarmens Gottes ermahne ich euch, meine Brüder, euch selbst als lebendiges und heiliges Opfer darzubringen, das Gott gefällt; das ist für euch der wahre und angemessene Gottesdienst" (Röm 12,1). Das Wort "aufopfern" ist in seinem etymologischen Sinn zu verstehen, d.h. heilig machen, als Synonym von "heiligen", "weihen".

 

Wie wurde im Alten Testament ein Opfer dargebracht? Man nahm z.B. ein Schaf und beraubte es seiner profanen Existenz durch Aufopferung. Ausserdem wurde es auf den Altar gelegt, den "Tisch Gottes". Matthäus 23,19 zufolge wurde das Opfer geheiligt. Um diese Heiligung besser zum Ausdruck zu bringen, wurde es im Feuer gebraten, weil "Gott ein verzehrendes Feuer" ist. Durch den Verzehr des so geheiligten Opfers schätzte man, Anteil an der Heiligkeit Gottes zu erhalten.

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Jesus wurde Opfer von Menschengewalt im heutigen Sinn dieses Wortes. Wenn aber in der hl. Schrift steht, dass er sich für uns hingegeben hat als Gabe und als Opfer (Eph 5,2) ist es offensichtlich, dass er als Opfer im kultischen Sinn des Wortes bezeichnet wird, als heilige gottgeweihte Opfergabe. Am Vorabend seines Leidens erklärt er:"Ich heilige mich für sie" - d.h. ich werde zur heiligen Opfergabe - "damit auch sie.... geheiligt sind" (Joh 17,19). Im Hebräerbrief heisst es, dass Christi "sich als makelloses Opfer dargebracht hat, kraft des ewigen Geistes", der Liebe ist. Im Brief an die Römer (8,11) spricht Paulus vom Geist, d.h. vom Heiligen Geist, der Liebe ist, "der Christus Jesus von den Toten auferweckt hat."

Durch seinen Tod und seine Verherrlichung wurde Jesus "lebendigmachender Geist", sagt der hl. Paulus im 1. Korintherbrief (15,45), d.h. ein Opfer, das vom Feuer der Liebe des Heiligen Geistes verzehrt und verwandelt wurde, damit die Seinen vom selben Feuer erfasst werden. Van weiss, dass er ein Brandopfer ist und sehnt sich in Vereinigung mit seinem Vielgeliebten, der selbst Brandopfer der Liebe ist, immer mehr danach.

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Die Opfersprache ist also die der Liebe. Jesus hat dem Opferkult des Alten Testaments ein Ende gesetzt und einen inneren Kultus, den des Herzens, eingesetzt. "Darum spricht Christus bei seinem Eintritt in die Welt: Schlacht- und Speiseopfer hast du nicht gefordert... Da sagte ich: Ja, ich komme.... um deinen Willen, Gott, zu tun" (Heb 10,5.8). Jesus ist selbst das Opfer, das dargebracht wird. Das gleiche trifft auf Van zu. Er schreibt seiner Mutter am 18. Mai 1950 aus Saigon: "Ich gehöre Gott. Ich bin das Opfer, das du freiwilig dargebracht hast und es hat dich gefreut, dass Gott dein Kind als ihm dargebrachtes Opfer angenommen hat."

Das Opfer ist das eines Brandopfers, denn die Opfergabe wird gänzlich verzehrt von einem immerbrennenden Feuer: "Die Liebe stirbt nicht" sagt Van in seinem Brief vom 9.11.1949 an Nghi. Im allgemeinen gibt er nicht an, welche Liebesflamme ihn verzehren soll."Hier bin ich, Brandopfer des Feuers der Liebe. Ich bereue nichts und hege nur den Wunsch, dass ich der Liebe zur vollen Genugtuung reiche" (Brief von April 1951 an Vater A. Boucher). Wenn nicht näher bestimmt, handelt es sich um die absolute Liebe, das Feuer, das in ihm brennt, d.h. um den Heiligen Geist. "Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist" (Röm 5,5). Er will verzehrt werden im Feuer, das in Jesus bei seinem Tod und seiner Auferstehung und in Gott selbst brennt.

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Die Ablegung der ewigen Profess ist für Van eine feierliche Opferliturgie. Am Vorabend (7. September 1952) schreibt er Vater Boucher: "Morgen werde ich die Opfergabe sein. Sie werden sie darbringen. Falls sie eine vollkommene Opfergabe wünschen, ersuchen Sie Jesus mich recht bald zu sich zu nehmen, damit Ihre Opfergabe wirklich Ewigkeitscharakter hat."

inige Tage früher (28. august 1952) hatte er Vater Drayer Dufer mitgeteilt, dass aus dem "Wölfchen" seiner Pfadfindertruppe "ein sanftes Lamm wurde" ...das der Liebe als Brandopfer dargebracht wird.

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Vans Opfersprache lehnt sich an die von Therese vom Kinde Jesu an. In den Karmels Frankreichs gab es eine heroische Tradition: Die Karmelitinnen, die sich dazu berufen fühlten, boten sich der Gerechtigkeit Gottes als Opfer an, um das Strafgericht von den Sündern abzuwenden, indem sie es auf sich selbst herabriefen. Obschon Therese die Tugend der barmherzigen Liebe heroisch ausübte, gibt sie zu, weit davon entfernt zu sein, sich selbst davon angetrieben zu fühlen. Diese Tradition geht übrigens auf ein falsches Gottesverständnis zurück. Sie opferte sich als Brandopfer nicht einer strengen Gerechtigkeit auf, sondern der "barmherzigen Liebe", um immerzu von den "Flammen der unendlichen Zärtlichkeit Gottes" verzehrt zu werden. Mehrmals nimmt Van sich seine Schwester im Himmel zum Beispiel: "Ich habe Therese gebeten, mich selbst der Liebe Jesu als Opfer darzubringen. Da ich nicht wusste, wie ich dieses Opfer vollbringen sollte, sagte ich einfach zu meiner Schwester:'Schwester, bringe mich dar, so wie du es für dich getan hast" (Gespr. 728).

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Auch Jesus hat sich Gott als Brandopfer dargebracht. Er drückt sich diesbezüglich anders aus: "Ich heilige mich..." (Joh 17,19). Wurde Jesus auf gleiche Weise wie Therese und Van der Liebe zwischen Vater und Sohn aufgeopfert? Oder ist Jesus, der Unschuldige, im Sinne eines früher weitverbreiteten Glaubens, der heute noch mehr oder weniger von den Theologen gelehrt wird, dazu bestimmt gewesen, sich der Strenge der verletzten Gerechtigkeit Gottes auszusetzen und so die Sünden der Menschheit zu sühnen?

Man kann von Therese, Van und den Heiligen auf Jesus selbst, dessen Los sie teilen, schliessen. Was sie erlebt haben, wirft ein Licht auf das was Jesus in seinem Leiden und Sterben erlebt hat. Sie sind die guten Früchte, die der Kreuzesbaum hervorgebracht hat. Man erkennt einen Baum an seinen Früchten. Die Frucht sagt aus, welcher Baum es ist. Die Aepfel geben dem Apfelbaum seinen Namen, die Kirchen dem Kirchbaum. Therese und Van, als Brandopfer der Liebe, von der Liebe verzehrt, sagen aus, welches Opfer Jesus war. Er war das von der Liebe seines Vaters verzehrte Opfer und nicht das der Strenge einer verletzten Gerechtigkeit, die sich auf ihn entladet hätte. Die Theologen, die Jesus als Opfer der gekränkten Gerechtigkeit Gottes darstellen, die er besänftigt durch sein Leiden, sind nicht sehr glaubhaft. Die Erlösung ist ein Geheimnis unendlicher Liebe.

Alles spielt sich ab in der gegenseitigen Liebe des Vaters und des Sohnes im Feuer des Geistes.

In seinem Tod ist Jesus für alle zum Brandopfer der Liebe geworden, das im Geist der Liebe dargebracht (cf. Heb 9,a14), im Geist der Liebe verherrlicht (cf. Röm 8,11), in dieser Liebe verwandelt und zum belebenden Geist (1. Kor 15,45), zu einem Liebe-Wesen wurde. Die Sünde der Welt, die die Liebe Gottes abweist, hat er gesühnt, indem er sich für uns alle der unendlichen Liebe unendlich weit geöffnet hat:"Ich heilige mich für sie, damit auch sie...geheiligt sind." (Joh 17,19).

Jesus, Therese und Van wurden jedoch durch viele Leiden von der Liebe verzehrt. Vans Leben ist mit der Freude zu lieben und schwerem Leiden durchwirkt. Sich des Namens seines Geliebten bedienend, unterchreibt er mehrere Briefe mit "Ihr kleiner leidender Jesus" (Briefe an Vater Boucher). Während seiner Kindheit hat Van ein Martyrium erlebt, dessen autobiographische Erzählung fast unerträglich ist. Wie war es möglich, dass Menschen ein Kind so grausam behandeln konnten? Später wird er kränklich sein. Im Kloster wird er wegen seiner äusseren Empfindlichkeit unter den Grobheiten des Gemeinschaftslebens und der Antipathie einer seiner Oberen zu leiden haben (Brief an Vater Boucher von April 1951).

Ab 21 Jahren spricht er von einer "tiefen Wunde", die durch äussere Umstände nicht zu erklären ist. "Hätte ich bisher nicht aus Liebe gelebt, wäre es mir nie möglich gewesen, diese Tage zu ertragen, die für mich zu einer tiefen Wunde wurden, die meine Seele quält" (Brief an Nghi vom 9. November 1949).

Er ist von einem geheimnisvollen, mit nichts vergleichbarem Schmerz gepackt, sogar in Augenblicken grosser Freude, die sein geliebter Jesus ihm manchmal bereitet. Das gibt er oft mit herzzerreissenden Worten zu erkennen. Sein Gebet, das früher so feurig war, ist trocken geworden. "In meinem Herzen herrscht gänzliche Leere" (Brief an Vater Boucher vom 22. Dezember 1951). Eine verzweifelte Leere in einem Herzen, das sich danach sehnt, zu lieben! "Eine unaussprechliche Traurigkeit" ist es, die ihn zu Grunde richtet. "Schon morgen ist der Tag, an dem ich meine ewige <rofess ablege. Aber der Himmel bleibt von einer dichten Wolke der Traurigkeit bedeckt. Die Trockenheit herrscht in meinem Herzen, das kein Gefühl der Freude oder Liebe empfindet... Schon seit langem sind die Fähigkeiten meiner Seele blockiert, und ich bin gewiss, dass es so bleiben wird bis zu dem Tag, da ich in die ewige Wonne eingehen werde" (Brief an Vater Boucher vom 7. September 1952).

Später stellt er im Gefängnis fest, dass diese Voraussicht sich bestätigt:"Ich bin jetzt nur noch eine atmende Leiche. Ich bin sehr schwach, aber dennoch bin ich noch nicht am Ende meiner geistlichen Leiden angelangt: Der Kelch der Bitternis ist noch bis zum Rande gefüllt" Brief an seine Schwester Tê vom 17. November 1955).

Van weiss, wo diese Wunde herstammt. "Würde ich nicht so sehr lieben, würde ich vielleicht nicht so sehr leiden" (Brief an Vater Boucher vom 7. September 1552).

Es ist, wie er sich ausdrückt, "das Kreuz der Liebe". "Die Liebe aber ist Gott selbst." Der Gott der Liebe ist Vans Schmerz, obschon er keine andere Freude kennt, als Gott zu lieben.

Gibt es hierzu eine Erklärung? Die Liebe will gelebt werden, ist aber nicht zu erklären und in diesem Zusammenhang noch viel weniger, weil diese Liebe von Gott kommt. Gott ist Geheimnis. Der Mensch liebt es, zu lieben, die Liebe ist sein ganzes Glück. Gott ist der Herr der Wahrheit, Schönheit und Güte. Wieso kann seine Liebe so schmerzlich sein?

Bekanntlich ist im Fegfeuer die Wirkung der Liebe für den Menschen schmerzhaft. So ist es auch schon auf Erden. Die göttliche Liebe ist zu gross und der Mensch zu klein, um sie zu fassen. Er muss sich zerreissen, aushöhlen, ausdehnen lassen, um sie aufzunehmen.

Van fühlt sich von aller Liebe entleert, während er sich danach sehnt. Er sehnt sich danach, weil die Liebe ihn gepackt hat in seinem Tiefinnersten, in seinem Herzen, wie der hl. Paulus bezeugt:"Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist" (Röm 5,5).

In unsere Herzen", als in unser Tiefinnerstes. Dort ist es, wo der brennende Finger Gottes, der Heilige Geist, den Menschen berührt, dort ist es, wo der Mensch für Gott Feuer fängt. Die Fähigkeiten, die wir auf Erden besitzen, um Kenntnis zu erlangen, um zu forschen, sind aber anderer Art und haben mit dem Feuer, das unser Tiefinnerstes entflammt, nichts gemeinsam. Von irdischer Natur, werden sie von der göttlichen Liebe kaum angeregt. Der Mensch fühlt sich entzweit. Van stellt fest, dass seine Fähigkeiten blockiert sind, paralysiert bleiben bei dem, was sich in seinem Herzen abspielt. Er sehnt sich nach der Liebe, von der er annimmt, dass sie abwesend sei, diese Liebe nach der er sich sehnt!

Obschon er sich lieblos fühlt, bleibt seine Intelligenz wach und so weiss er, dass diese Brandwunde vom Feuer verursacht wurde, das in ihm brennt. "Warum bleibt Gott abwesend, während ich sehnsüchtig nach ihm verlange?.... Gibt es einen Schmerz, der diesem Schmerz gleichkommt? Würde ich nicht lieben, brauchte ich vielleicht nicht so sehr zu leiden. Aber wie könnte ich aus diesem Ozean der Liebe, der mich ganz überflutet hat, herausfinden" (Brief an Nghi vom 9. November 1949)? "Liebe" und "Verwundung" sind für Van untrennbare Worte.

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Die Liebe schlägt im liebenden Herzen eine Wunde und die Wunde gibt der Liebe Raum, erlaubt ihr, sich zu reinigen, zu stärken, zu entfalten. Van erkennt die Dienste an, die das Leiden ihm erweist. "Ich weiss, dass ich ein kleines Opfer bin, das deiner Liebe dargebracht wird, und dass ich im Leiden sterben muss, um von der Liebe verzehrt zu sterben" (Gespr. 21). Der Mensch muss die Enge seines geschlossenen Wesens sprengen. "Fleisch und Blut können das Reich Gottes nicht erben" (1. Kor 15,50). Nur im Tod für den Geliebten findet die absolute Liebe Ausdruck. Jesus hat es gesagt. Er ist für Van gestorben, Van will für Jesus sterben. Auf diese Weise werden sie im Tod füreinander im Aeussersten der Liebe zueinander finden. Ihre zwei Namen werden zu einem einzigen verschmolzen. Schon auf Erden nennt sich Van "Jesus-Van" oder "Van-Jesus" (Brief an das Jesuskind vom 25. August 1952).

An anderer Stelle sagt Van, seine Seele sei Jesu Braut. Obschon die Sprache anders anmutet, drücken die Worte "Braut" und "Brandopfer" die gleiche Wirklichkeit aus. Van weiss, dass die Schönheit seiner Seele als Braut sich im Leiden entfaltet (Brief an Bruder Michel vom 17. August 1952). Van gibt sich auch als Kind Gottes aus. Auch in diesem Fall stehen die Worte "Brandopfer" und "Kind Gottes" für die gleiche Wirklichkeit, denn im Geist der Liebe, zeugt der Vater, indem er liebt, den Sohn und die Vielzahl seiner Kinder.

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Niemand kann das Leid an sich lieben. Van, der so empfindlich ist, schon überhaupt nicht. Weil aber das Leiden der Liebe dienlich ist, sehnt sich Van nach dem Leiden, das zu seiner Freude gereicht. "Nur eines will ich: Leiden und mich als Opfer darbringen." Gemeint ist nicht das Leiden an sich, sondern die Liebe, die gereinigt, entflammt wird und erlaubt, zu dem Vielgeliebten zu gelangen: "Mit der ganzen Kraft meiner Liebe bitte ich dich inständig, mich an das Kreuz des Leidens

zu nageln. Ich will leben, aber im Leiden. Ich will sterben, aber wie du am Kreuz" (andere Schriften). Es ist also nicht das Leiden oder der Tod als solche, nach denen er verlangt. Er sehnt sich danach, im Tod mit dem Vielgeliebten zusammenzusein.

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Das Paradox des Friedens im Sturm, ja einer unerklärlichen Freude, ist demnach nicht überraschend. Es ist dieser Friede, von dem Jesus sagt, dass die Welt ihn nicht geben kann (Joh 14,27), von dem Paulus sagt, dass er alles Verstehen übersteigt (Phil 4,4). Dieser Friede und diese Freude sind die Früchte des Heiligen Geistes (Gal 5,22), des Geistes, der Liebe ist, die in unsere Herzen ausgegossen ist (Röm 5,5). Paulus sagt von den Christen von Thessalonich: "Ihr habt das Wort trotz grosser Bedrängnis mit der Freude aufgenommen, die der Heilige Geist gibt" (1. Thess 1,6). Van sagt, in einen Busch mit Rosen und Dornen eingedrungen zu sein (Brief an Herrn und Frau Moïse vom 13. März 1932). "Nie empfinde ich grösseren Frieden als im Leiden (Brief an Vater Boucher vom 7. September 1952). Ich bin sehr fröhlich, obschon mein Herz trocken bleibt und voll Traurigkeit ist. Es fällt mir sehr schwer, passende Worte zu finden, um diesen Schmerz zu beschreiben" (Brief an Herrn und Frau Moïse vom 13. März 1952). Im Gefängnis, wo er nur noch "eine atmende Leiche" ist, redet er von einem "mit Bitternis gefüllten Kelch", und "einer Liebe, die mein ganzes Glück ist". "Keine Trübsal vermag auf meinem abgemagerten Gesicht das Lächeln auszulöschen". (Brief an seine Schwester Tê vom 17. November 1955). Der Geist der Liebe ist brennendes Feuer und Frische der Fluten des Trostes.

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Meines Wissens hat Van nie in seinem Leiden die Folgen der göttlichen Gerechtigkeit zur Sühne der Sünden gesehen (cf. Brief an Bruder Michel vom 7. August 1952). Auch Therese, seine Schwester im Himmel, hat sich nicht dazu berufen gefühlt, den Platz der Sünder einzunehmen, um an ihrer Stelle die Folgen der göttlichen Gerechtigkeit zu ertragen. Beide wussten, dass sie dem Feuer der Liebe ausgesetzt waren. Jesus hat unendlich viel gelitten, im Masse der Bedeutung seiner Mission und vor allem im Masse seiner göttlichen Sohnschaft,der undendlichen Heiligkeit, der er sich in seiner Menschheit öffnen musste. Therese, Van und die Heiligen haben in Schmerzensgemeinschaft mit ihm gelebt: "Wenn wir mit ihm leiden"... sagt der hl. Paulaus in Röm 8,17. In ihrem Leiden sind sie ein Spiegel, in dem sich das Leiden Jesu widerspiegelt. Die Leiden dienten zu ihrer Heiligung. Auch Jesus diente zu seiner Heiligung als Brandopfer unendlicher Liebe, von der er sagt: "Ich heilige mich für sie, damit auch sie... geheiligt sind" (Joh 17,19). Der Schmerz hat Jesus ausgehöhlt, um in seinem menschlichen Wesen unendlichen Aufnahmeraum zu schaffen, damit "die ganze Fülle Gottes", die ganze Herrlichkeit des Vaters, körperlich in ihm wohne (cf.Kol 2,9). Das geht aus dem Hebräerbrief hervor: "Denn es war angemessen, dass Gott...den Urheber ihres Heils durch Leiden vollendete" (Heb 2,10). Für Van, für Therese, für Jesus ist alles Werk der Liebe Gottes. Denn Gott ist Vater in der Liebe des Heiligen Geistes. Er hat die Menschen nicht daran gehindert, seinen Sohn zu töten, aber durch das Leiden hat er seinen Sohn gezeugt als Fülle des Seins. Der Vater hat ihm gewährt, auf ihn hin zu sterben, durch den Tod aufzuerstehen. "Gott hat Jesus auferweckt, wie es schon im zweiten Psalm heisst: Mein Sohn bist du, heute habe ich dich gezeugt(Apg 13,33) und er ist für alle...der Urheber des ewigen Heils geworden" (Heb 5,9).

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Wie Jesus sind auch Van und Therese nicht nur für sich Brandopfer im Feuer der Liebe geworden. Jesus sagt: "Ich heilige mich für sie" (Joh 17,19) und der hl. Paulus:"Keiner von uns lebt sich selber und keiner stirbt sich selber" (Röm 14,7). Als Mitglied der Kongregation der Redmptoristen nennt sich Van "kleiner Erlöser" (Geistliche Schriften). Nichts bereitet mir mehr Freude, als den Namen von Jesus, dem Erlöser, zu tragen" (Brief an seinen Vetter Joachim Van o.p. vom 27 Juni 1947). Mit Jesus Brandopfer im Feuer der Liebe, ist Van mit Jesus an das Herz der Welt gekettet, damit dieses Feuer in der Welt brenne und die Sünde der Welt durch das Feuer der Heiligkeit getilgt wird. Jesus ist in alle Tiefen gedrungen, um alles zu durchdringen (cf. Eph 4,10). Therese, die Unschuldige, "hat am Tisch der Sünder Platz genommen", damit die Liebe Gottes unter ihnen wohne. Van öffnet sein Herz, um mitten unter den Menschen, die sich der Liebe verschliessen, "die Liebe in sich zu bewahren". Er kehrt nach Hanoï zurück, damit die Liebe in der dem Kommunimus verfallenen Hauptstadt gegenwärtig sei.

Van schreibt: "Mein bescheidener Stand als Bruder erlaubt mir nicht, mein Zimmer zu verlassen" um das Evangelium öffentlich zu verkündigen (Gespr. 347). Es ist seine Aufgabe, mit Jesus Brandopfer der Liebe im Herzen einer zu bekehrenden Welt zu werden. Das ist eine wunderbare und geheimnisvolle Art der Ausübung seines Apostolats, in den Herzen selbst der grossen Sünder gegenwärtig zu sein. Van erwähnt Stalin, Ho-Chi-Minh. Auf diese Weise sind diese Menschen mit Gott verbunden und so wirkt in ihnen die Gnade durch die Gegenwart von Van.

Seine Ganzhingabe als Brandopfer im Herzen der Welt, um sie in Brand zu setzen, wird Van erst in gänzlicher Vereinigung mit Jesus im Tod vollziehen können.

Seit langem beschäftigte er sich in Gedanken mit dem Tod, nach dem er verlangte:"Der Tod ist für mich ein Glück, nach dem ich mich sehne..Ich will mich als Brandopfer darbringen" (Brief an seinen Vetter Joachim Van o.p. vom 18. Mai 1954). Er ahnt, dass es ein tragischer Tod sein wird:"Ich ahne, dass ich eines Tages - und ich erwarte ihn mit Ungeduld - dem Tod geweiht sein werde. Dieser Tag wird für mich ein Glückstag sein" (Brief an Vater Boucher vom 14. Nobember 1954). "Den letzten Atemzug in der Abgeschiedenheit zu tun, ist ein letzter Kuss.... um fortzufliegen...und mit Jesu unendlicher Liebe vereint zu werden.... aus Liebe sterben". (Brief an Nghi vom 9. November 1949). "Total entflammt, wird das Brandopfer ewig brennen. Das Opfer, das ich dem Herrn darbringen werde, wird gänzlich vor Gottes Thron verzehrt werden" (Brief an Herrn und Frau Moïse vom 13. März 1952) "als Gott dargebrachtes Brandopfer in Ewigkeit" (Brief an Bruder Michel vom 17. August 1952). "Die Liebe kann nicht sterben".

Ein Priester stand Van in seiner Sterbestunde bei. Was ging in Van bei seinem Tod vor? Das konnte der Priester nicht vernehmen. Auf dem Kalvarienberg sahen die Zuschauer einen Mann sterben und dann einen Mann, der gestorben war. Was zwichen Jesus und seinem Vater vorging, hat niemand vernommen. Aber der Vater hat es uns offenbart, indem er Jesus in der Herrlichkeit des Heiligen Geistes auferweckt und ihn der ganzen Welt als Osterlamm zu erkennen gab, als ewiges dargebrachtes und auferstandenes Brandopfer, als den Erlöser der Welt. Durch das Gerücht von Van, das sich in der ganzen Welt verbreitet, bezeugt der Vater, dass Van in seinem Tod mit Jesus, dem Liebesbrandopfer für die Welt, vereint wurde, wie er es sich gewünscht hat.

Wir wissen, dass das Erlebnis von Van, das auch das von Jesus ist, auf unserer bescheideneren Ebene auch auf uns zutrifft.Vollziehen wir also, ihr, die ihr mir zuhört, und ich, wie Van, den Akt der Hingabe an die barmherzige Liebe.

"Mein Gott, heilige Dreifaltigkeit, in einem Akt der vollkommenen Liebe bringe ich mich als Brandopfer deiner barmherzigen Liebe dar. Ich bitte dich innigst, es immerzu brennen zu lassen, damit die Flammen deiner unendlichen Zärtlichkeit, die in dir verborgen sind, in meine Seele ausgegossen und ich auf diese Weise, mein Gott, Märtyrer deiner Liebe werde." Möge sich das bewahrheite

 
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